Freitag, 10. März 2017

Zwischen La Paz und Chile


Da wir seit La Paz leider über eine Woche keinerlei Internetverbindung hatten, folgt hier leider anstelle des normalen Tagesberichts ein Sammeleintrag über die letzten Tage.


3. März: Aufstieg zur Laguna xxx und Fahrt nach Uyuni

Für den heutigen Tag wäre eigentlich Sightseeing La Paz auf dem Plan gestanden, bevor es dann am Abend mit einem Fernbus weiter nach Uyuni geht. Da Christian die Stadt aber durch mehrere Aufenthalte bereits gut kennt, und Mathias und ich bereits die Stadt am ersten Tag besichtigt hatten, nehmen wir gerne das Angebot von Thomas an stattdessen eine weitere Wanderung durchzuführen. Die Wahl fällt auf die Laguna xxx, einem versteckten Bergsee auf halber Stecke zwischen La Paz und Corioco. Als lokaler Guide ist Jorge dabei. Leider ist das Wetter wie üblich, das heißt permanenter Nieselregen bzw. Schneeregen in den höheren Lagen. Nach dem Einstieg direkt an einer Kontrollstation geht es stetig bergauf, über mehrere Wildbäche und morastige Wiesen. Lohn der Mühe ist dann gegen Mittag eine toll gelegener Bergsee, auch wenn Nebel und Regen die Sicht darauf etwas einschränken.

 Unser lokaler Guide Jorge.

Der Bergsee, von dem irgendwie keiner weiß wie er heißt.

Am frühen Nachmittag sind wir wieder zurück in La Paz, nun gilt es noch Zeit zur Abfahrt des Busses totzuschlagen: zuerst ein kleines Mittagessen, danach nochmal ein Bummel über den Hexenmarkt, bei dem es unter anderen auch getrocknete Lama-Föten zu kaufen gäbe. Wir bleiben aber lieber bei Cocatee. Zurück am Hotel treffen gerade die letzten 3 Teilnehmer der Tour ein: Martina, Klaus und Valentin. Zusammen gehen wir alle noch zum Abendessen in ein kubanisches Restaurant, bevor wir dann per Taxi zum Busbahnhof fahren. Der Bus selbst ist ein Traum an Komfort, doppelstöckig mit Liegesitzen und Bordverpflegung. Ich bekomme auf der zehnstündigen Fahrt leider dennoch kaum ein Auge zu, zum Glück habe ich meinen Tolino im Handgepäck. Am Morgen bei der Ankunft in Uyuni bis ich dann entsprechend gerädert. Wenigstens sehe ich zum ersten Mal seit der Ankunft blauen Himmel...

4. März: Über den Salar de Uyuni bis zum Vulkan Tunupa

In Uyuni treffen wir unsere lokalen Tourguides, die uns nun den Rest Boliviens begleiten werden, Cristobal und Alex. Das Gepäck wird in 2 Geländewagen (Toyota Landcruiser und Nissan Patrol) verladen, und schon geht es los. Zuerst ein kurzer Abstecher zum Eisenbahnfriedhof, wo alte Dampfloks vor sich hin rosten, dann ab zum Salar. Auch hier in der Region hat es bis zum Vortag heftig geregnet, überall in den Seitenstrassen steht das Wasser noch sehr tief. Auch der Salar selbst steht 10-15 cm tief unter Wasser, ein komisches Gefühl wenn man im Auto direkt auf den See zu fährt und dann einfach durchs Wasser pflügt. Der Grund selbst ist zwar fest, allerdings kann man wegen des Wassers nicht schnell fahren, nur ca. 20-30 km/h und nicht weit über 100 km/h wie bei Trockenheit. Entsprechend lange zieht sich dann auch die Überfahrt. An einem alten Salzhotel (Mauern komplett aus Salzblöcken gebaut) machen wir Mittagspause, unsere Guides zaubern aus mitgebrachten Sachen ein leckeres Mittagessen mit Fleisch, Gemüse, Reis etc. Auf der Weiterfahrt wollen wir eigentlich die Isla Incahuasi besuchen, aufgrund des langsamen Fahrtempos reicht die Zeit aber leider nicht mehr für eine Besichtigung. Stattdessen fahren wir direkt weiter zu unseren Tagesziel, dem Dorf Tahua am Fuß des Vulkans Tunupa.

 Der Eisenbahnfriedhof "Cementerio de Trenes" im Süden von Uyuni.

 Picknick einer anderen Reisegruppe auf dem Salar, wirkt fast wie eine Fata Morgana.

 Gruppenbild vor dem Salzhotel.

 Anfahrt zum Tunupa durch knöcheltiefes Wasser.

Sonnenuntergang am Tunupa.


5. März: Besteigung des Tunupa

Der einzige Tagesordnungspunkt heute ist die Besteigung des erloschenen Vulkans Tunupa mit seinen ca. 5300 m Höhe. Zuerst geht es mit den Jeeps durch die Vorberge, danach beginnt die eigentliche Wanderung zum einem Nebengipfel (der Hauptgipfel ist nur schwer zu erreichen). Die erste Hälfte des Wegs ist gut zu gehen, auf festem Boden kommt man gut voran und hat immer wieder schöne Blicke auf den Salar und die umliegenden Berge. Leider hört der gute Weg dann auf, und die zweite Hälfte ist ein steiler Anstieg über lose Geröllhalden. Als „Amateur“ setze ich fleißig meine beiden Wanderstöcke ein, um besser voranzukommen. Das klappt zwar ganz gut, aber man verausgabt sich dabei in dieser Höhe total (abends gab mir Christian, der schon unzählige Hochtouren in den Anden gegangen ist, den Tipp die Stöcke NUR bei Abstiegen zu nutzen). Am Ende des Aufstiegs rächt sich die körperliche Verausgabung: es kommt kurz vor dem Gipfel eine kurze Kletterpassage von nur einigen Meter, für die ich aber einfach zu ausgelaugt bin. Von daher bleibe ich dort und warte auf die Rückkehr der anderen. Ich mache es mir möglichst bequem und gönne mir ein kleines Nickerchen auf 5100 m Höhe, um die halbe Stunde Wartezeit zu überbrücken.
Der Abstieg war das genaue Gegenteil des Aufstiegs, im losen Geröll konnte man ähnlich wie im Tiefschnee schön nach unten gleiten. Insbesondere Mathias hatte hier seinen Spaß und war lange vor allen anderen unten angekommen.

 Anstieg zum Tunupa, das Ziel ist der rechte (etwas niedrigere) Gipfel.

Ausblick auf den Salar (und immer viel trinken in der Höhe, wie Martina gerade demonstriert!).


6. März: Weiter südwärts

Nach einer weiteren Übernachtung am Fuß des Tunupa ging es erneut zur Isla Incahuasi, diesmal mit Besichtigung. Da fast alle Besucher aus Uyuni kommen und der Salar immer noch nur langsam passierbar war, waren wir am frühen Morgen die einzigen Besucher und hatten die Insel für uns allein. Sie ist über und über mit großen Kakteen bewachsen, und bietet schöne Blicke in alle Richtungen über den Salar. Nach dem obligatorischen Mittagessen im Salzhotel ging es weiter nach Uyuni, wo wir ein wenig Pause machen konnten während Cristobal und Alex ihre Autos vom ganzen Salz befreiten. Danach ging es weiter zur Übernachtung in Villa Arota, einem kleinen Strassendorf in Richtung Süden. Auf den letzten Kilometern sahen wir in den Bergen neben der Piste noch ein eindrucksvolles Gewitter, kamen selbst zum Glück aber so gut wie trocken an.

 Auf der Isla Incahuasi, Blick zum Tunupa im Hintergrund.

Nach der Durchquerung des Salars haben die Autos eine dicke Salzkruste.


7. März: Landschaftliche Höhepunkte im Süden Boliviens

Diese Etappe stellt eigentlich nur die Verbindung zu unseren Bergen im Süden dar, dem Uturuncu und dem Licancabur. Um die Fahrt unterhaltsamer zu gestalten und uns Erholung zu bieten, steuerten wir jede Menge Sehenswürdigkeiten für Fotostopps an, hauptsächlich Lagunen. Den Anfang machte die Laguna Negra, mit schönen Felsformationen am Ufer. Im Hintergrund sahen wir den aktiven Vulkan Ollague, der gerade eine Rauchwolke ausstieß. Weiter ging es zur Laguna Hedionda mit einer großen Anzahl Flamingos aller 3 hier vorkommender Arten. Nach einem Stopp beim Arbol de Piedra, einem verwitterten Stein in Form eines Baums ging es noch noch Laguna Colorada. Aus einiger Entfernung wirkt sie ganz trist grau und unspektakulär, direkt am Ufer sieht man dann plötzlich alle möglichen Orange- bis Violetttöne im Wasser. Von hier aus ging es dann direkt zum nächsten Übernachtungsziel in Quetena Chico am Fuß des Uturuncu. Das Hotel war einfach aber sauber, nur eine Querstrasse entfernt von unserer Herberge im Jahr 2014. Der Uturuncu war im oberen Teil stark schneebedeckt, von daher mußten wir alle Steigeisen für die Tour mitnehmen. Ich selbst hatte natürlich keine dabei, konnte mir aber vom lokalen Guide ein Paar leihen.

 An der Laguna Negra.

Neugierige Lamas am Straßenrand.

Der aktive Vulkan Ollague zeigt am Horizont Lebenszeichen in Form einer Rauchwolke (ist aber mit 400 mm Objektiv fotografiert und weit weg von uns).

Flamingos in der Laguna Hedionda.

Der "Arbol de Piedra".

Die Laguna Colorada.





8. März: Besteigung des Uturuncu

Heute ist es endlich so weit, der eigentliche Grund des gesamten Urlaubs. Noch im Dunkeln geht es los, zunächst mit dem Auto bis auf ca. 5200m Höhe. Unterwegs eine kurze Pause, da Cristobal einen Platten hat. Aber man merkt, dass er und Alex Übung haben, selbst mitten in der Nacht ist der Reifen schnell gewechselt. Ich nutze die Wartezeit und lasse mir von Klaus den Sternenhimmel erklären, ich weiß nun auch wie Kreuz des Südens und das Sternbild Skorpion aussehen. Auch die Milchstrasse war klar und deutlich zu sehen, einfach unglaublich wie klar der Sternenhimmel auf über 4000 m Höhe ist. Die Schranke auf halber Strecke, an der wir uns 2014 so herumplagen mußten (Motorräder außen herum bugsieren) existiert immer noch, wenn auch um ca. 100 m versetzt. Diesmal allerdings kein Problem, da der lokale Guide den Schlüssel für das Schloß dabei hatte. An der Schneegrenze wurden die Autos geparkt, Cristobal blieb dort und Alex begleitete uns mit auf den Berg. Zuerst ein wenig entlang der alten Piste, dann querfeldein bergauf über loses Geröll und kleinere Schneefelder. Der letzte Anstieg zum höheren Westgipfel der Doppelspitze startete an einem steilen Geröllhang. Normalerweise fast unpassierbar, war er mit einer dicken Schneeschicht bedeckt und wir legten die Steigeisen an. Damit waren aus technischer Sicht die 30-40 Grad Neigung kein Problem, nur die Höhe von knapp 6000 m liess sich natürlich nicht verleugnen. Klaus und Valentin schlugen eine Technik vor, die sie in Nepal kennnengelernt hatten: nicht permanent durchlaufen, sondern immer 20-30 langsame Schritte und dann eine kurze Pause für den Kreislauf. Damit klappte der Aufstieg zunächst ganz gut. Am letzten Grat vor dem Gipfel machte ich dann einen fatalen Fehler: Klaus und Valentin waren ein wenig voraus, weil ich kurz gehalten hatte um meine Jacke anzuziehen. Da sie nur ca. 10 m weiter waren, wollte ich „schnell mal“ aufschließen. Das klappt zwar im Tal ganz gut, aber nicht auf 6000 m Höhe! Ich habe zwar aufgeschlossen, dann aber wurde mir schwarz vor Augen und schon lag ich ohnmächtig im Schnee. Zum Glück waren die Guides Eric und Alex hinter, die mich erst mal in eine sichere Position legten, schließlich war es ein Grat und auf beiden Seiten ging es steil bergab. Nach kurzer Zeit kam ich wieder zu mir, und nach etwa 5 Minuten war ich wieder voll einsatzfähig. Klaus und Valentin meinten zwar, dass ich nicht mehr weitergehen sollte, aber angesichts der Tatsache dass es nur noch ca. 200 m bis zum Gipfel waren war mir klar dass ich weitergehe. Zusammen mit Eric und Alex bin ich dann ganz langsam und gemächlich weiter, und schließlich war es geschafft: ich stand endlich auf dem Gipfel, auf den ich mich seit 3 Jahren gefreut hatte!!! Und hatte somit nebenbei meinen ersten Sechstausender (6008 m) erklommen...
Der Abstieg war unspektakulär, auf dem gleichen Weg wie beim Aufstieg ging es wieder zurück zu den Autos. Nach einem einfachen Mittagessen in Quetena Chico beluden wir die Autos, fuhren noch zu einer Thermalquelle und abends kamen wir an der Laguna Bianca an, am Fuß des Licancabur.

 Dieses Jahr ist der Uturuncu dick mit Schnee bedeckt.

Es ist geschafft, wir stehen alle auf dem Gipfel!

Auf der Piste kurz vor dem Hostal: Sonnenuntergang hinter dem Licancabur.


9. März: Besteigung der Licancabur

Heute morgen war es so weit, ich bin in den Armen von Nayda aufgewacht! Welcher Fünfzigjährige träumt nicht davon, beim Aufwachen einer 24-Jährigen tief in die Augen zu schauen :-) Aber natürlich hat das ganze auch eine Vorgeschichte:
Bereits um 3 Uhr morgens mußten wir frühstücken, um 3:30 Uhr war Abfahrt zum Licancabur. Im Dunkeln begannen wir mithilfe von Stirnlampen den Aufstieg. Der Weg war steinig, aber gut befestigt, ich freute mich dass es gut voranging. Am Horizont begann eben die Morgendämmerung, als ich plötzlich aus heiterem Himmel und ohne jegliche Vorwarnung wieder ohnmächtig wurde. Christian ging direkt hinter mir und versuchte noch mich aufzufangen, aber meine 96 kg haben seine gerade mal 70 kg einfach mit umgerissen. Dummerweise habe ich mich im Fallen noch gedreht und habe dann mit der Nase auf den Felsen gebremst. Damit sind wir wieder beim Anfang des Kapitels: als ich zu mir kam, war sie als ausgebildete Krankenschwester gerade dabei, meine Nase zu verarzten. Ich hätte natürlich auch das Kapitel damit eröffnen können, dass ich aufwachte und Mathias meine Hand hält (damit ich nicht nach hinten umfalle, während Nayda sich um mich kümmert), aber die Variante mit Nayda fand ich definitiv netter :-)
Ich bin dann zusammen mit Alex wieder bis zum Auto abgestiegen und habe den Rest des Tages im Hotel verbracht, während Alex wieder zurückgefahren ist und die bestimmt 2 Stunden Rückstand zu den anderen locker wieder wettgemacht hat beim erneuten Aufstieg, ein echtes Tier!

Bei mir reicht es nun jedenfalls erst mal mit hohen Bergen, die Besteigung des Llullaillaco habe ich bei Eric abgesagt und bleibe stattdessen ein paar Tage bis zum Rückflug in San Pedro de Atacama...

So ein Druckverband auf dem Nasenrücken ziert doch ungemein!


10. März: Umzug nach San Pedro de Atacama

Ab heute hat uns die Zivilisation wieder! Bolivien ist zwar landschaftlich sehr reizvoll, aber an der Infrastruktur hapert es doch öfters einmal. So gab es die letzten Tage nur kaltes Wasser, und das oft auch nur als dünnes Rinnsal am Waschbecken. Vom Hostal in Bolivien aus waren es gerade mal ein paar Minuten Fahrt mit den Jeeps bis zur Grenze. Dort wurde das Gepäck umgeladen, weil Alex und Cristobal als Bolivianer mit bolivianischen Autos nicht so einfach über die Grenze kommen. Nach der Verabschiedung von den beiden (mit viel Händeschütteln und Drücken) ging es nun mit einem Mercedes Sprinter (mit Klimaanlage!) ab nach San Pedro zur dortigen chilenischen Einreisebehörde. Das ganze Gepäck wurde wie auf einem Flughafen durch einen Scanner geschickt, und schon war es geschafft.
Nach dem Check-In im Hostal stürzten sich erst einmal alle auf ihre Handys, nachdem es nach langer Durststrecke endlich WLAN gab. Danach Mittagessen, ich habe mir Ceviche gegönnt (einen rohen Meeresfrüchtesalat, auf den ich mich schon seit 3 Jahren freute). Im Anschluß fuhren Martina, Claus und ich noch mit dem Bus zu einer Besichtigungstour ins Valle de la Luna. Dort ist die Erde extrem salzhaltig, und da es die letzten Tage hier geregnet hatte war alles von einer weißen Salzschicht gedeckt und wirkte wie eingeschneit, obwohl es 30 Grad hatte.
Nach der Rückkehr sind wir mit der ganzen Truppe noch einmal zum essen gegangen. Die meisten gingen bald zu Bett, nur Eric, Nayda und ich machten noch eine kleine (Sauf-)Runde durch die Stadt.

 Die Formation "Drei Marias" im Valle de la Luna.

Sonnenuntergang am Coyote-Felsen mit Blick hinab ins Valle de la Luna.

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